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Zehn Männer - Syrer, Eritreer und Iraker - beendeten 1. Ausbildungsjahr

Erste Zeugnisse für Peter-Flüchtlingsklasse

Freitag, 30. Juni 2017, 15:14 Uhr
Lohn für ein Jahr Fleiß und Beharrlichkeit: die Zeugnisse aus den Händen von Klassenleiter Rainer Sturm.

NORDHAUSEN. Mit der jüngsten Zeugnisübergabe am Staatlichen Berufsschulzentrum in Nordhausen ist die Peter-Flüchtlingsklasse Geschichte. Denn ab dem neuen Schuljahr werden Mohammad, Binjam und ihre acht Mitstreiter ihre Ausbildung in der deutschen Peter-Ausbildungsklasse fortsetzen. Am Montag hatte sich Ministerpräsident Bodo Ramelow angesagt, um nach der Flüchtlingsklasse zu schauen und eine Zwischenbilanz zu erfragen.

„Wir freuen uns, dass diese zehn jungen Männer mit Eifer und festem Willen an der Ausbildung festgehalten haben. Auch wenn es sprachlich anfangs große Probleme gab, so haben sie sich durchgebissen und bewiesen, dass sie wollen. Deshalb freue ich mich sehr, ihnen heute die Zeugnisse für das erste Ausbildungsjahr zu übergeben. Sie attestieren Ihnen guten und befriedigenden Leistungen.“ – Mit diesem Resümee machte Klassenlehrer Rainer Sturm seinen zehn Schützlingen aus dem Irak, Eritrea und Syrien gleichzeitig ein Kompliment, denn gerade Fächer wie Politik oder Sozialkunde seien für die Arabisch und Tigrinya sprechenden Flüchtlinge keine leichte Hürde gewesen. „Vieles haben wir praktisch demonstriert, um das fachliche Verständnis zu sichern“, erläutert er das Vorgehen der Lehrerschaft.

Ministerpräsident Bodo Ramelow würdigte den Mut Helmut Peters, der zu seinem Wort gestanden hätte, all denen eine Chance zu geben, die wollten. Dieses Engagement sei beispielgebend für ganz Deutschland.
Nach ihrer mehrmonatigen Einstiegsqualifizierung hatten 16 junge Männer vor einem Jahr die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker begonnen. Zehn von ihnen hielten durch und dürfen sich nun über ihr erstes deutsches Zeugnis freuen. Das legt den Grundstein zur weiterführenden Ausbildung ab August. Dann werden die jungen Männer mit der 15-köpfigen deutschen Klasse, die nur Auszubildende der Peter-Autohäuser enthält, zu einer Peter-Klasse verschmolzen.

Helmut Peter betrachtet sein Projekt von der Flüchtlingsklasse positiv. Allerdings machte er nie einen Hehl daraus, dass es anfangs ein Kraftakt war. Die Anforderungen, die eine Ausbildung nach IHK-Maßstab mit sich bringt, standen in großer Kluft zu den realen Umständen – Sprachbarrieren, Unzufriedenheit durch Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften, soziale Ängste, Trennung von der Familie und Lebensgewohnheiten, aber auch der Ratlosigkeit und Unerfahrenheit in zuständigen Behörden. Durch großen persönlichen Einsatz konnten alle Beteiligten die Hürden abbauen und einen gangbaren Weg finden.

Berufsschulzentrum, Klassenlehrer, Ausbildungsleiter, Ausländerbehörde, Arbeitsagentur und Helmut Peter arbeiteten Hand in Hand, um das große Ziel, das Bestehen des ersten Ausbildungsjahres mit all seinen Anforderungen an die jungen Männer, zu erreichen. Dabei habe es in den Anforderungen bei Tests und anderen Leistungsüberprüfungen keine Abstriche gegenüber deutschen Azubis gegeben, betonte Rainer Sturm.

Noch etwas Erfreuliches gab es außer den Zeugnissen für die zehn Flüchtlinge: demnächst beginnen sie mit ihrer Führerscheinausbildung. Einen Vorgeschmack erhielten sie von Fahrschulinhaber Frank Levin. Er hatte ein Fahrschulfahrzeug mitgebracht und ließ die jungen Männer schon einmal einen Blick hineinwerfen.

Nun absolvieren die zehn jungen Männer vier Wochen lang die zur Ausbildung gehörenden vier IHK-Grundlehrgänge. Sie waren an das Ende des Schuljahres verlegt worden. Am 1. August starten sie ins zweite Ausbildungsjahr – dann in der gemischten Peter-Klasse.